TZ-Titel „Der neue Wohnungs-Atlas“: Bald günstig mieten im Eggarten?

TZ-Titel "Münchner Wohnungs-Atlas"

Titelthema der heutigen TZ sind Neubaugebiete, in denen man angeblich bald „günstig mieten“ kann. Die grünen Kreise auf der Karte stehen dabei für „Bauleitplanung im Verfahren“, was heißt, dass das Planungsreferat einen Bebauungsplan erstellt.

Da sind wir schon bei den Hindernissen zwischen Wunsch und Wirklichkeit:

Es ist noch kein Bebauungsplan für eine Eggarten-Siedlung beschlossen. Falls es nächstes Jahr einen Billigungs- und Satzungsbeschluss geben sollte, wäre das Neubaugebiet damit noch nicht finanziert und realisiert – die Büschl-Unternehmensgruppe verkämpft sich gerade in mehreren größeren Vorhaben und hat damit diverse Probleme.

Investoren bauen keine Mietwohnungen

Falls im Eggarten tatsächlich alles so laufen sollte wie derzeit von den Projektentwicklern angestrebt, wird es dort aber gar keine Mietwohnungen geben: Büschl baut überhaupt nur Eigentumswohnungen und Bürogebäude, denn der Bau von Mietwohnungen ist finanziell viel weniger attraktiv: Dafür holt man sich Partner ins Boot – die Münchner Wohnen GmbH (siehe weiter unten) oder Baugenossenschaften.

Am lukrativsten für Investoren sind Bürogebäude (daher sind sie der geschäftliche Schwerpunkt der CA Immo) sowie Luxuswohnungen in Form von Gated Communities. Vermutlich wird die Büschl Unternehmensgruppe versuchen, die Nähe des Eggartens zum Lerchenauer See entsprechend zu vermarkten – im ersten Schritt bei der Suche nach Geschäftspartnern für das Bauvorhaben.

Günstig mieten bei den Genossenschaften?

Dann wären da noch die Genossenschaften, die laut ihrer eigenen Darstellung in den Medien schon vor Jahren die Grundstückspreise mit der CA Immo ausgehandelt haben (siehe Artikel über die Eggarten-Siedlung auf Moloch München).

Doch Wohnbau-Genossenschaften sind generell keine Vermieter, man ist dort Mitglied der Genossenschaft und Nutzer der Wohnung. Die monatliche Nutzungsgebühr ist zwar günstig, doch für den Bezug einer Neubauwohnung oder sanierten Wohnung sind hohe Einlagen fällig: Heutzutage muss man in Münchner Neubaugebieten über 1000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche hinterlegen, die nicht verzinst werden, über dieses wichtige Detail spricht die GIMA in der Öffentlichkeit nicht gerne.

Wer zum Beispiel vor fünf Jahren Anteile zu insgesamt 100.000 Euro für eine Familienwohnung bezahlt hat, muss heute damit leben, dass das hinterlegte Geld wegen der Inflation um ein Fünftel weniger wert ist. Wie hoch ist die Kaufkraft heute bezahlter, aber unverzinst gehaltener Anteile in 10, 20 oder 30 Jahren? Völlig unbekannt.

TZ auf Seite 6: „Ein bezahlbares Stück Stadt“

Im TZ-Artikel geht es aber weder um den Eggarten noch um Genossenschaften, sondern um ein gemeinsames Bauprojekt der Büschl-Gruppe mit der Münchner Wohnen GmbH in Berg am Laim. Die Aufgabe dieser kommunalen GmbH ist, günstige Wohnungen zu bauen und zu vermieten.

Im Artikel zitiert ist Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD). Der Text liest sich insgesamt so, als ob er auf Pressemitteilungen beruht. Hier könnte man fragen, ob die städtische Münchner Wohnen GmbH auf diese Weise verdeckten Wahlkampf für die SPD macht, oder ob die PR der beteiligten Akteure so gut abgestimmt war.

Zum Weiterlesen und -hören über genannte Akteure und deren Projekte

Zwei Blogartikel auf dieser Seite über Genossenschaften und Investoren:
Wogeno wird Neubauwohnungen schwer los
Eggarten-Projektentwickler laden zum „Dialog“ im benachbarten Stadtteil

Artikel im Maxvorstadtblog und in der Bayerischen Staatszeitung über die Büschl-Türme:
Denkmalschutz versus Hochhäuser auf dem Paketpost-Areal

Das Münchner Forum auf Radio Lora und im Podcast zum Bürgerbegehren gegen die Hochhäuser an der Paketposthalle: Die Arroganz der Macht – Weniger Demokratie wagen in München?

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