Eggarten-Führung von PR-Agentur untersagt? Tag des offenen Denkmals

Gruppenfoto nach der Führung im Eggarten zum Tag des offenen Denkmals

Immer am zweiten Sonntag im September ist deutschlandweiter Tag des offenen Denkmals. Führungen durch den Eggarten fanden an diesem Tag schon öfter statt, ich habe heuer zum ersten mal selbst einen Eggarten-Spaziergang angemeldet.

Da auch Zeitungen vorab berichtet hatten, war der Andrang sehr groß. Am Nachmittag hatte der Regen aufgehört, es waren deutlich über 100 Menschen gekommen. Es war gut, dass auch Martin Schreck von der Bürgerinitiative pro Eggarten da war, so konnten sich die Anwesenden in zwei Gruppen aufteilen. Die von mir geführte Gruppe habe ich gegen Ende in der Eggartenstraße fotografiert (da war sie nicht mehr ganz vollständig).

PR-Agentur wollte Führung durch den Eggarten verhindern

Davor war es allerdings etwas verkrampft: Der Veranstalter – die Deutsche Stiftung Denkmalschutz – hatte eine E-Mail von einer PR-Agentur erhalten und wurde gebeten, den Text zur Führung zu ändern. Diese sollte nicht durch den Eggarten führen, sondern nur außen herum. Nachdem das nicht fruchtete, erhielt ich eine derartige Aufforderung, und wie sich später zeigte, auch Martin Schreck.

Absender war ein Mitarbeiter der Agentur Hendricks & Schwartz – er mailte im „Namen der Eigentümer der Eggarten-Siedlung“. Diese hatte er aber nicht mal direkt benannt, auch eine Vollmacht war nicht beigefügt. Er wollte uns bitten, „die geplante Veranstaltung zum Tag des offenen Denkmals abzusagen oder aber lediglich um die Siedlung herumzugehen“ – der Eggarten sei „Privatgelände“, es bestehe kein Versicherungsschutz. Das wirkte natürlich vorgeschoben. Sehr fraglich ist auch, ob der Zugang so willkürlich gesperrt werden dürfte – das kann aber nicht hier im Blog geklärt werden, das wäre eher ein Fall für Verwaltungsgerichte.

Eggarten-Beschilderung: Privatgrundstück oder Bahnanlage?

Beschilderung am Anfang der Eggartenstraße: Privatgrundstück - Unfallgefahr - Bahnanlage

Straßen, die in den Eggarten führen, sind teils beschildert. Das Foto zeigt die Schilder in der Eggartenstraße, Ecke Lassallestraße: Das oberste Schild setzt ein Tempolimit von 10 km/h, was wegen der Abendsonne nicht gut sichtbar war. Ein Schild darunter verkündet ein „Privatgrundstück“, zudem soll das Gebiet eine Bahnanlage der DB Netze sein und „Unfallgefahr“ bestehen. Doch die Bahn und ihre Nachfolger sind hier als Eigentümer seit bald 20 Jahren raus (siehe Chronologie der Planungen und Aktionen).

Vermutlich möchten die Investoren – die Büschl-Gruppe und bis vor kurzem die CA Immo – nicht so viel öffentliche Aufmerksamkeit für ihr Bauvorhaben und verstecken sich lieber hinter veralteten Schildern der Bahn. Tatsächliche Bahnanlagen verliefen übrigens nie durch den Eggarten, hier war nur eine Eisenbahnersiedlung mit zusätzlichen Kleingärten, die über eine Sozialeinrichtung der Bahn verpachtet wurden. Gefährlich ist es höchstens, über die verlassenen Parzellen zu stapfen und dort über Stacheldraht und altes Gerümpel zu stolpern, das von Pflanzen überwuchert ist.

Der Vorgänger des Bahnanlangen-Schildes

altes Schild von 2024Nachtrag: Beim Sortieren meiner Eggarten-Fotos ist mir aufgefallen, dass das oben abgebildete Bahn-Schild („DB Netze“) aus der Eggartenstraße vom selben Standort stammen muss wie das ramponierte Schild links im Bild vom Oktober 2024 (bei Interesse größer klicken).

Das Schild oben (Querformat) sieht aber viel neuer aus als das nachgereichte, bei dem das Wort „Bahnanlage“ kaum noch zu erkennen war, weil ein Schild gegen unbefugtes Parken darauf geschraubt war. (Und der knallrote Aufkleber über Korruption stammt wohl von „Die PARTEI“.)

Das bedeutet: Die Grundstückseigner lassen im Eggarten veraltete Bahn-Schilder aufstellen!

Wer ist eigentlich Hendricks & Schwarz?

Kommen wir zurück zur PR-Agentur der Investoren: Im Portal „Moloch München – eine Stadt wird verkauft“ gibt es einen ausführlichen Artikel über die Agentur Hendricks & Schwartz. Der Verfasser Dr. Wolfgang Zängl zitiert aus dem Lobbyregister des Bayerischen Landtags: „Kerngeschäft von Hendricks & Schwartz ist die Begleitung von privaten, kommunalen und staatlichen Vorhabenträgern bei allen Themen rund um die Schaffung von Baurecht und die Erzeugung von Akzeptanz für Immobilien- und Infrastrukturvorhaben bei behördlichen und politischen Entscheidungsträgern.“ Dort sind auch mehrere Projekte und Konflikte erwähnt, zu denen die Agentur bereits gebucht worden war.

Die Selbstbeschreibung der Agentur auf ihrer Website: „Hendricks & Schwartz ist einer der führenden Anbieter für die strategische Beratung im Bereich Baurechtschaffung und Akzeptanzkommunikation für Immobilienprojekte und Infrastrukturvorhaben im deutschsprachigen Raum.“

Und weiter: „Wir sind spezialisiert auf das aktive Management relevanter Stakeholder aus Politik und Verwaltung, Medien, Umwelt- und Naturschutz und betroffener Öffentlichkeit im Rahmen von Genehmigungsverfahren und Dialogprozessen.“

Frühere „Akzeptanzkommunikation“ für das Bauvorhaben im Eggarten

Hendricks und Schwartz haben sich schon öfter in „Akzeptanzkommunikation“ für Investoren und Projektentwickler im Eggarten versucht, darunter Ende März im Nachbarviertel am Lerchenauer See, siehe die Nachlese Eggarten-Projektentwickler laden zum „Dialog“ im benachbarten Stadtteil. Ich kam damals auch vorbei, um direkt nachzufragen, was an den Gerüchten um den Eggarten-Verkauf dran sei, und wurde von einem anderen Mitarbeiter belehrend behandelt, man solle keine Gerüchte verbreiten. (Naja, deshalb hatte ich gefragt …) Diese Gerüchte haben sich später ohne meine Beteiligung bestätigt, ich habe aus der Presse vom Grundstücksverkauf der CA Immo an Büschl erfahren.

Dass ich so tief ins Eggarten-Thema eingestiegen bin, hat auch einiges damit zu tun, dass ich das live erlebte PR-Podium Ende 2023 im Gasteig HP8 als befremdlich empfand – weniger wegen der Agentur, sondern wegen des gemeinsamen Auftritts von Investoren, Christian Stupka (Genossenschaften) und Stadtrat Paul Bickelbacher (Grüne). Siehe auch der untere Teil meines Einführungsbeitrags: Das Bauvorhaben „Eggarten-Siedlung“: Ein Modellquartier in der Frischluftschneise?

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