Biodiversitätstage 2025 des LBV in München

Biodiversitätstage LBV - Infotisch mit Vogelform

Bild: LBV-Tisch mit Sammeldose, Forschungsbericht und Vogel-Ausstechform (LBV-Logo)

Letztes Wochenende fanden in München die Biodiversitätstage des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) statt – zwei Tage waren dicht gefüllt mit Vorträgen aus Forschung und Praxis. Der Schwerpunkt war diesmal die Stadtnatur. Mein Bericht darüber erscheint demnächst in der Bayerischen Staatszeitung (unabh. Wochenzeitung). Hier im Blog greife ich einige Punkte heraus, die auch hinsichtlich des Eggartens interessant sind.

Zu Beginn gab es einen Überblick über die Flora Münchens und über Wildbienen. Allein im Botanischen Garten sind 109 Wildbienenarten nachgewiesen. Das klingt gut, aber Wildbienen haben es in der Natur viel schwerer als Honigbienen: Sie können nicht so weite Strecken fliegen und sind zum Teil auf nur eine oder wenige Pflanzenarten spezialisiert. Es gibt also keinen Grund, invasive Arten wie den Schmetterlingsflieder als „Bienenweide“ zu idealisieren.

Aber auch heimische Sträucher und Bäume sind nicht überall wünschenswert, weil Magerwiesen und Heiden artenreich sind und erhalten bleiben sollen. Deshalb werden sie in München vom Gartenbaureferat und dem LBV gemäht, sonst würden sie teilweise verbuschen und manche Kräuter würden verschwinden. Außerdem muss das Mähgut abtransportiert werden, um die darin enthaltenen Nährstoffe zu entziehen. Aber auch Erholungssuchende und Hunde setzen naturnahe Flächen in der Stadt unter Druck: “Geschützte Flächen sind von Betonringen umgeben”, kritisierte der Biologe Dr. Andreas Fleischmann.

Der letzte Vortrag enthielt echte Systemkritik: Der Ökologie-Professor Wolfgang Weisser beklagte, dass der Naturschutz erst angehört werde, wenn die Planungen für ein Neubaugebiet schon weit fortgeschritten seien. Biodiversität müsse rechtzeitig einbezogen werden, denn Architekten seien nicht für Grün zuständig.

Das lässt sich auch in der Chronologie der Planungen zum Eggarten nachvollziehen: Der erste Beschluss für eine Neubebauung stammt aus dem Jahr 2019, ein weiterer vom März 2021. Doch erst danach wurden die Naturschutzverbände angehört. Nach den Biodiversitätstagen hatte ich den Münchner LBV-Geschäftsführer Dr. Heinz Sedlmeier per Mail nach einer Erfolgsquote der Stellungnahmen zu hiesigen Bauvorhaben gefragt: „In der Tendenz ist die Quote sehr gering“, war seine Antwort. Einzelne Erfolge seien aber ein Anreiz, weiterzumachen. Als Beispiele nannte er das Virginia-Depot im Münchner Norden und eine Heidefläche am Ackermannbogen.

Wenn Gutachter bei Kartierungen in künftigen Neubaugebieten eine Tier- oder Pflanzenart finden, die einer bereits beschlossenen Bebauung eindeutig entgegensteht, beantragen die Bauherren normalerweise eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung bei der Unteren Naturschutzbehörde – das ist auch für den Eggarten zu erwarten. Doch diese Behörde untersteht letzten Endes dem Oberbürgermeister, sodass hier viel denkbar ist, was nicht im Sinn der Biodiversität ist. So wird der Naturschutz mit viel Aufwand und Fachkompetenz quasi wegverwaltet. Weisser nahm die Stadt wieder in die Pflicht: Aus seiner Sicht sind die Kommunen selbst für ihre Biodiversität verantwortlich.

Zum Weiterlesen: Naturschutz im Eggarten (über Naturschutzrecht, Baumschutz, Fledermäuse …)

Irene Gronegger, Diplom-Geographin und freie Journalistin

Sprachliche Überarbeitung am 30. April 2025

Schreibe einen Kommentar