Der Eggarten liegt nicht nur in einer ökologisch bedeutenden Grünverbindung, sondern auch in einer Frischluftschneise oder Kaltluftbahn, die frische Luft aus dem Westen und Norden weiter in die Stadt strömen lässt. In fast windstillen Sommernächten kann sich die erhitzte Luft auch langsam nach aus der Stadt hinaus bewegen, angetrieben vom sogenannten „Alpinen Pumpen“. Diese relativ kühle Luftströmung beginnt am nördlichen Alpenrand und wirkt bis in die Stadt München hinein (siehe auch Meldung des Deutschen Wetterdienstes von 2013).
Einen ersten anschaulichen Eindruck von der Lage des Eggartens erhalten Sie auf Google Maps (Gelände-Ansicht). Klicken Sie ggf. hier direkt zum Gebiet (Google setzt ein Cookie).
Stadtklimaanalyse und Kaltluftleitbahnen
Die Stadt München hat im Jahr 2014 eine Stadtklimaanalyse erstellen lassen, die auch mehrere Übersichtskarten zum Stadtklima enthält. Die dunkelblauen Pfeile in den folgenden Kartenausschnitten zeigen die Kaltluftleitbahnen („modelliertes Kaltluftströmungsfeld“), die grauen Dreiecke zeigen die lokale Wirkung. Diese Screenshots (bitte größer klicken) zeigen Ausschnitte aus dem Karten-PDF zur Stadtklimaanalyse der Stadt auf muenchen.de:
Dass man eine Frischluftschneise oder Kaltluftbahn nicht dadurch bewahrt oder gar aufwertet, dass man sie bebaut, versteht sich von selbst. Auch wenn sie nicht vollständig durch Gebäude verschmälert wird, würde eine Bebauung den Luftaustausch behindern. Bei einer Teilbebauung oder Randbebauung entlang der großen Straßen würden die Baukörper nicht nur den inneren Bereich vom Straßenlärm abriegeln, sondern auch den Eggarten von der Frischluftzufuhr aus dem Westen und Norden – die Kaltluftbahnen wären weitgehend blockiert.
Der Siegerentwurf des Wettbewerbs geht noch viel weiter. Selbst der Teil des Eggartens, der dort als unbebauter Reststreifen eingezeichnet ist, würde an seinem südlichen Ende auf eine Schulturnhalle stoßen (siehe SZ-Bericht), was die Durchlüftung noch weiter bremsen würde. Auch wenn hier noch etwas umgeplant wird: Mit einer Bebauung des Eggartens würde der Stadtrat den „Klimanotstand“ verschärfen, den er 2021 selbst per Beschluss ausgerufen hat.
Kaltluftentstehung auf Grün- und Freiflächen
Hinzu kommt: Die türkisgrünen Flächen im linken Kartenausschnitt zeigen die Kaltluftlieferung der Grün- und Freiflächen, zu denen auch der Eggarten gehört. Eine Versiegelung durch Gebäude, Straßen und Wege würde also die Kaltluftentstehung im Eggarten selbst massiv reduzieren. Das gilt auch für den Fall, dass auf den Dächern des so genannten Modellquartiers neben viel Photovoltaik und einigen Dachterrassen auch ein wenig mageres Grün entstehen sollte.
Einen ersten Eindruck vom typischen Zustand der Dachbegrünung in Münchner Neubaugebieten gewinnt man über Google Maps, wenn man die Satellitenansicht wählt: Es überwiegt bei weitem eine monotone, eher beigefarbene „Begrünung“ auf einer dünnen Substratschicht. Dabei handelt es sich meist um anspruchslose Mauerpfeffer-Arten der Gattung Sedum.
Lesetipp zum Stadtklima: Das baden-württembergische Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen in Baden-Württemberg hat eine „städtebauliche Klimafibel“ herausgegeben, die auch online abrufbar ist. Auch wenn nicht alles auf München übertragbar ist, so finden sich doch wissenswerte Informationen, zum Beispiel über Kaltluftentstehung auf Wiesen, Äckern, Brachland und Gartenland mit niedriger Vegetationsdecke, auch im Vergleich mit geschlossenen Wäldern.
Zum Weiterlesen auf dieser Seite:
Das Bauvorhaben „Eggarten-Siedlung“: Ein Modellquartier in der Frischluftschneise? (Einführung)
Naturschutz im Eggarten (über Naturschutzrecht, Baumschutz, Feldgehölze, Fledermäuse …)
Stand: 26. April 2025 (zweite Karte und Ergänzungen zur Stadtklimaanalyse eingefügt)